Frei nach dem Motto "Keep it simple!" - "Mach's einfach!"
entstand ein Experimental-Lang-Mittelwellenradio,
das 1. einfach, 2. preiswert und 3. empfindlich geworden ist.
Grundlage der Schaltung ist IC1 TA7642, ein Nachfolger vom ZN414,
der Anfang der 70er Jahre von der englischen Firma Ferranti entwickelt wurde
und heute auch noch als MK484, LMF501 oder LA1050 zu haben ist.
Mit nur 1,5V bei ca. 300µA für den Betrieb sind in einem 3-Bein 10 Transistoren
und diverse weitere passive Bauteile integriert
und bilden so mit den wenigen externen Bauteilen einen kompletten AM-Empfänger
mit geregelten Verstärker (AGC) und Demodulator.
Als Verstärker für den Lautsprecher (LS) kommt ein Baustein von Philips zum Einsatz,
der sich durch minimalsten Aufwand bei der Außenbeschaltung auszeichnet: TDA7052 (IC2)
Einziges externes Bauteil ist der Lautstärkesteller (P1).
Die Anschlüsse 4 und 7 bleiben unbeschaltet.
Mit einer roten Leuchtdiode (LED) als Spannungsstabilisator für den Empfängerbaustein
arbeitete der Empfänger versuchsweise zwischen 2,5V und 12V einwandfrei.
Es wird eine rote Leuchtdiode mit einer Durchlassspannung von ca. 1,5V empfohlen,
die ideal für den Empfängerkreis ist und zudem auch noch als Betriebsanzeige fungiert.
Der Geradeausempfänger braucht auch keine besondere Antenne;
schon die Spule reicht zum Empfang.
In den Abendstunden sind alle üblichen Mittelwellensender aus dem In- und Ausland
ohne Zusatzantenne zu empfangen.
Die Trennschärfe hängt wesentlich von dem verwendeten Drehkondensator
und der Spule ab und ist für einen Einkreiser aber erstaunlich gut,
da der Schwingkreis nur sehr hochohmig (ca. 4MOhm) durch IC1 belastet wird.
Mit P2 kann die Empfindlichkeit eingestellt werden.
Die Spule ist einfach zu wickeln, da keine Anzapfungen benötigt werden.
Mit einer einfachen, mit Kunststoff isolierten Kupferlitze,
aufgewickelt (ca. 50 - 60 Windungen für Mittelwelle) auf einen mit
Zahnstochern gespickten Weinkorken als Wickelkörper,
kann man z.B. eine sog. Korbspule bauen, die eine annehmbare Güte aufweist.
Andere Bauformen der Induktivität, z.B. an den Enden versetzt zusammengelötetes Flachbandkabel
als abgestimmte Rahmenantennen, setzen der Phantasie keine Grenzen.
Man beachte den "Brüll-Würfel", pardon "Brüll-Zylinder"; ein ausgedienter PC-Lautsprecher,
zur Klangverbesserung eingeklebt in einen Spraydosendeckel.
In der zweiten getesteten Version wird für den Empfänger-IC (IC1)
wird die Spannungsregelung mittels LED
durch eine Stromregelung mit einem Feldeffekt-Transistor (T1) ersetzt,
der hier auch noch als Source-Folger geschaltet ist.
Dadurch konnten nochmals einige Bauteile eingespart werden
und die automatische Lautstärkenregelung ist bei gleicher Empfindlichkeit verbessert.
Die Werte der Bauteile sind unkritisch; in einem weiteren Testaufbau
wurden problemlos die Potentiometer P1,P2 mit doppelten Ohm-Wert eingesetzt
Der Selbstbau ist unkompliziert, nur der Kondensator C3 sollte so kurz wie Möglich
mit Pin 1 vom IC1 verbunden sein, da sonst das IC wegen der hohen Verstärkung
zu wilden Schwingungen neigt.
Es ist also auch heute noch möglich, einen Empfänger mit einfachsten Mitteln zu realisieren,
nur die Beschaffung der Drehkondensatoren ist heute nicht mehr so einfach,
weil die Nachfrage offenbar so gering ist und die großen Elektronikläden
sie deshalb nicht mehr führen.